„Das Reichskriegsgericht 1936 bis 1945“

„Das Reichskriegsgericht 1936 bis 1945“

Erinnern an Nationalsozialistische Militärjustiz und die Bekämpfung des Widerstands in Europa

COORDINATION hat eine modulare, besucherorientierte Szenografie für die europäische Wanderausstellung „Das Reichkriegsgericht 1936 - 1945“ entwickelt, die sich flexibel an verschiedene Räume anpassen lässt. Die Ausstellung behandelt die NS-Justiz, den Widerstand während des Zweiten Weltkriegs und die Aufarbeitung nach 1945.

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Unser Büro war für alle Aspekte der Ausstellung verantwortlich, von der Gestaltung bis zur Transportlogistik. Die Ausstellung ist barrierefrei, mehrsprachig und umfasst 23 Wandmodule, 19 Biografie-Tische und multimediale Stationen. Sie soll in den nächsten Jahren durch sechs europäische Länder touren. Mit der Gestaltung und Realisierung der Wanderausstellung „Das Reichkriegsgericht“ demonstriert das Team von COORDINATION erneut seine über 20-jährige Expertise in der sensiblen Gestaltung zeitgeschichtlicher Ausstellungen.

Für die Gestaltung und Realisierung der Ausstellungsarchitektur hat COORDINATION sich über drei Jahre intensiv mit dem komplexen und bisher wenig bekannten Thema auseinandergesetzt, um eine besucherzentrierte Szenografie zu gestalten, die sich modular an unterschiedliche Raumsituationen anpassen lässt. Entstanden ist so eine Art „mobiler Gedenkort“, der nach der Eröffnung in Halle (Saale) am 29. August 2024 durch sechs europäische Länder touren soll, zunächst nach Paris, Warschau und Berlin sowie im Anschluss durch weitere Städte der Partnerländer (Belgien, Frankreich, Norwegen, Polen und Tschechien).

In Zusammenarbeit mit dem Museumsteam vom Roten Ochsen in Halle (Saale) betreute unser Team alle Aufgabenbereiche der Wanderausstellung: Szenografie, Ausstellungsarchitektur, Ausstellungsgrafik, interaktive Medienstationen, Vitrinen- und Objekteinrichtung sowie Transportlogistik. Ebenso wurden von COORDINATION alle Werbemittel wie Plakate, Einladungskarten, digitale Banner und Broschüren gestaltet und produziert.

Die Ausstellung gliedert sich in drei Bereiche: die Justizgeschichte des obersten Gerichtes der Wehrmacht in der NS-Zeit, der Widerstand während des 2. Weltkrieges und die Aufarbeitung von Kriegsende bis heute. Die Verurteilten aus Deutschland und den besetzten Ländern stehen dabei im Mittelpunkt der Ausstellung. Der Prolog führt an das komplexe Thema „Reichskriegsgericht“ heran, während der Epilog sich mit der Aufarbeitung der NS-Justiz nach 1945 bis heute beschäftigt. Das Leitmotiv der Gestaltung für diese Bereiche ist das „Korsett der NS-Justiz“. Ein System aus dunklen metallischen Rahmen umfasst alle Inhalte zur NS-Militärjustiz und dem Reichskriegsgericht und symbolisiert den diktatorischen Anspruch des Nationalsozialismus, welches die sich widersetzenden Menschen von allen Seiten umschließt. Im Zentrum der Ausstellung stehen die Verurteilten und Betroffenen aus sechs europäischen Ländern, die sich gegen das NS-System stellten. Beispielhafte biografische Lebensgeschichten stehen für die mehr als 3.700 Verurteilten, von denen in etwa ein Drittel zum Tode verurteilt und mehr als 1.000 Menschen hingerichtet wurden. Die Tischelemente dieses Bereiches stehen diagonal im Raum und damit in Verschränkung zu den Wandmodulen.

Die Ausstellungsarchitektur strukturiert sich durch drei Farben: Orangerot, welches sich aus dem NS-Rot und juristischen Aktendeckeln herleitet, ist die Hauptfarbe der Justizgeschichte von 1936 bis 1945. Dagegen stehen in einem Mauve-Ton alle Module zum Widerstand in Deutschland und in den besetzten Ländern. Die Geschichte der Aufarbeitung und der Erinnerung ist in steinblau gehalten und leitet sich aus der heutigen Europafarbe ab. Die interaktive und multimediale Wanderausstellung muss an unterschiedliche Raumsituationen anpassbar sein. COORDINATION hat die Ausstellung daher so konzipiert, dass die verschiedenen Module in Einzelteile zerlegbar sind und für einen häufigen Rhythmus aus Aufbau, Abbau, Einlagerung und Transport optimiert. Die komplexen Themen werden neben den informativen Tafeln anhand authentischer Objekte vermittelt. Die Wanderausstellung kann auf Flächen zwischen 200 und 400 qm angepasst und gezeigt werden. Der Umfang besteht aus 23 Wandmodulen, 19 Biografie-Tischen, 6 Pylonen, 10 Medienstationen und 20 Vitrinen mit ca. 30 Originalexponaten.

Die Ausstellung ist barrierefrei, mehrsprachig und leicht zugänglich konzipiert. Die Ausstellung basiert auf einer zwanzigjährigen Forschungsarbeit der Gedenkstätte „Roter Ochse“ in Halle (Saale) in Zusammenarbeit mit Partnereinrichtungen in fünf europäischen Ländern. Europaweit wurden mehr als 100 Zeitzeugen und Angehörige befragt, diese können nun erstmals die Geschichte der Opfer erzählen.

Fakten
Auftraggeber Gedenkstätte ROTER OCHSE Halle (Saale) / Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt
Auftrag Gestalterische Konzeption, Planung und Umsetzung der Wanderausstellung; Gestaltung aller Werbemittel
Entwurf Jochen Gringmuth, Danielle Gringmuth, Andrea Dunmore
Projektleitung Jochen Gringmuth
Grafik und Mediendesign Danielle Gringmuth
Team Andrea Dunmore, Mirjam Schwab, Saskia Dall Armi, Michelle Heising
Medienplanung und Produktion Molitor GmbH, Christian Coers
Leitende Kuratoren Lars Skowronski, Michael Viebig
Fotos Marcus-Andreas Mohr, Coordination
Office Coordination